Zahnfleischgesundheit: Diagnostik

Zahnarzt befragt eine Patientin

Parodontale Erkrankungen diagnostizieren

Die Früherkennung der klinischen Anzeichen einer Parodontitis ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verändern.1

Anamnese

Die Beurteilung des Zahnfleischzustands Ihrer Patienten sollte bei der Erstvorstellung beginnen. Die Anamnese ist dabei ein wichtiger Teil dieses Prozesses. Es empfiehlt sich, als erstes offene Fragen zu stellen, auf die Ihr Patient unbefangen antworten kann, und anschließend zu spezifischeren Fragen bezüglich der vorliegenden Symptome überzugehen.2

Von der British Society of Periodontology vorgeschlagene Fragen:2

  1. Blutet Ihr Zahnfleisch beim Zähneputzen oder spontan?
  2. Haben Sie lockere Zähne?
  3. Können Sie alles nach Belieben kauen?
  4. Verspüren Sie einen schlechten Geschmack im Mund oder haben Sie Mundgeruch?
  5. Haben Sie Schmerzen, Schwellungen, Abszesse oder Bläschen?
  6. Rauchen Sie?
  7. Gibt es sonst noch etwas, von dem Sie mir berichten möchten?

Die Anamnese sollte sämtliche möglichen Risikofaktoren für parodontale Erkrankungen miteinbeziehen.

PSI - Einteilung des Gebisses in Sextanten und Beispiel eines Parodontalscreenings

Untersuchung auf Parodontitis mittels Parodontalscreening

Das Parodontale Screening (PSI, Parodontaler Screening Index) ist eine einfache Methode zur Ermittlung des Behandlungsbedarfs bei Parodontalerkrankungen. Zur Erhebung des PSI wird das Gebiss in sechs Bereiche – sogenannte „Sextanten“ geteilt2,3

  • Die Zähne der einzelnen Sextanten werden untersucht und die jeweiligen Sondierungswerte in ein Schachteldiagramm eingetragen 2,3
  • Für die Untersuchung kommt eine Parodontalsonde (WHO 621) mit einer 0,5-mm-Kugelspitze zum Einsatz2,3

Die PSI-Score-Codes3

PSI-CODE 0

PSI-CODE 0

Kein Bluten nach SondierungEventuelle Taschen kleiner als 3,5 mmKein Zahnstein/abstehende RestaurationsränderSchwarze Markierung vollständig sichtbar

PSI-CODE 1

PSI-CODE 1

Bluten nach SondierungEventuelle Taschen kleiner als 3,5 mmKein Zahnstein/ abstehende RestaurationsränderSchwarze Markierung vollständig sichtbar

PSI-CODE 2

PSI-CODE 2

Bluten nach SondierungEventuelle Taschen kleiner als 3,5 mmSupra- bzw. subgingivaler ZahnsteinSchwarze Markierung vollständig sichtbar

PSI-CODE 3

PSI-CODE 3

Zahnfleischtaschen zwischen 3,5 mm und 5,5 mmSupra- bzw. subgingivaler Zahnstein sowie weitere zuvor genannte Befunde möglichSchwarze Markierung teilweise sichtbar

PSI-CODE 4

PSI-CODE 4

Zahnfleischtaschen größer als 5,5 mm Befunde von Code 1 bis 3 zusätzlich möglichSchwarze Markierung verschwindet vollständig in der Tasche

PSI-CODE *

PSI-CODE *

Besonderheiten wie FurkationsbeteiligungSowohl die Zahl als auch ein Sternchen * sollten dokumentiert werden, falls eine Furkationsbeteiligung oder andere Besonderheiten festgestellt wurden

Interpretation der PSI-Ergebnisse 2

Für die Interpretation der PSI-Ergebnisse gibt die British Society of Periodontology folgende Anleitung:2

PSI-Grad Anleitung Spezielle Untersuchungen
0 Kein Bedarf an einer Parodontalbehandlung Nicht indiziert
1 Mundhygieneinstruktion (MHI) Indices zu Plaque und Zahnfleischbluten
2 Wie für Grad 1, zudem Entfernen von Plaqueretentionsstellen sowie supra- und subgingivalen Zahnstein Indices zu Plaque und Zahnfleischbluten
3 Wie für Grad 2 inkl. subgingivales Debridement, falls erforderlich
  • Indices zu Plaque und Zahnfleischbluten
  • Röntgenaufnahmen sollten in Betracht gezogen werden (um festzustellen, ob ein Attachmentverlust vorliegt)
4 Mundhygieneinstruktion (MHI), subgingivales Debridement. Beurteilung des Bedarfs an umfassenderer Behandlung; ggf. ist die Überweisung an einen Spezialisten angezeigt
  • Indices zu Plaque und Zahnfleischbluten
  • Röntgenaufnahmen sollten in Betracht gezogen werden (um festzustellen, ob ein Attachmentverlust vorliegt)
* Behandlung entsprechend dem PSI-Grad (0–4). Beurteilung des Bedarfs an umfassenderer Behandlung; ggf. ist die Überweisung an einen Spezialisten angezeigt
  • Indices zu Plaque und Zahnfleischbluten
  • Röntgenbilder sollten in Betracht gezogen werden (um festzustellen, ob ein Attachmentverlust vorliegt)

Tabelle übernommen von der British Society of Periodontology, 20162

Detaillierter Parodontalstatus

Detaillierter Parodontalstatus

Ist ein detaillierter Parodontalstatus erforderlich, sollten Sondierungstiefe als 6-Punkt-Messung und Blutung auf Sondierung erfasst werden (ebenso Rezession, Mobilität und Furkationsbeteiligung), mindestens an allen Stellen mit ≥ 4mm Tiefe sowie bei Blutung auf Sondierung.2

Kommentierte Röntgenaufnahme

Detaillierter Parodontalstatus

Röntgenaufnahmen sind ein essenzieller Bestandteil der Beurteilung und Diagnostik der Parodontitis und können hilfreich bei der Prognoseerstellung für bestimmte Zähne sein. Die Betrachtung der Morphologie der betroffenen Zähne sowie das Ausmaß des Alveolarknochenverlustes sind bei der Langzeitbehandlung von Parodontitis-Patienten ebenfalls wichtig.2

Röntgenaufnahmen sollten folgende Kriterien erfüllen:2

  • Darstellungen basierend auf dem klinischen Bild des Patienten
  • Klinisch gerechtfertig
  • Von ausreichender Qualität, um dem Patienten einen klaren Nutzen zu bieten

Röntgenbilder zeigen den Zustand des Parodontiums in horizontaler Bissflügelaufnahme2

Flussdiagramm zur Diagnostik

Kurzer Überblick über eine vollständige Diagnosestellung

Das obige Flussdiagramm ist eine kurze Übersicht der Elemente einer vollständigen Diagnostik, wie sie im „Good Practitioners Guide to Periodontology“ beschrieben ist. Neben dieser Befragung sollte die vollständige Anamnese des Patienten erfasst werden, dabei sollte jede systemische Erkrankung, die mit einer Parodontitis assoziiert werden könnte, identifiziert werden.2

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